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Donnerstag - 21.12.2023

Jahresrückblick 2023

Viele Hände schaffen viel – getreu dieser Devise packen wir nun schon seit mehr als 30 Jahren praktische Maßnahmen an – mit so vielen helfenden Händen wie möglich. Gleich im neuen Jahr, am 14. Januar, haben wir bei ziemlich fiesem Wetter mit engagierten Bürger:innen, Freiwilligen und anderen Aktiven im NSG Füllenbruch fröhlich eine Hecke gepflegt.

Das mit dem Wetter blieb das ganze Jahr über weitgehend gleich – rückblickend hat es gefühlt immer geregnet, auch wenn der Frühsommer recht trocken war. Viele Maßnahmen waren und sind schwer umsetzbar – Boden und Grundwasser aber freuen sich! Dennoch haben wir viele Gehölze zurückgeschnitten, um Teiche frei zu stellen, Kopfweiden zu pflegen, Trockenrasen vor dem Verbuschen zu bewahren, Licht in Obstwiesen zu bringen u.a.m.

Wir haben an der Blutwiese in Löhne eine schöne Beobachtungshütte zusammen mit dem Kreis gebaut (Foto von der Bauphase). Kaum war das Bauwerk fertig, tauchten zwei Stelzenläufer auf und suchten Nahrung an den Blänken auf der großen Fläche – ein Erstnachweis für den Kreis! Der geduldige und sehr kooperative Architekt für die Hütte ist ein guter Bekannter: Frank Büsing war 1994 einer von unseren zwei ersten beiden Zivildienstleistenden!

Diese wunderbare Fügung verwies schon früh auf den runden Geburtstag der Station – am 1. Juni wurden wir 30 Jahre alt! Das haben wir im kleinen Rahmen gefeiert, denn unsere Unterkunft, das Herrenhaus, hatte uns fest im Griff. Umbau und zwingend nötige Renovierungsarbeiten haben nicht nur viel Geld gekostet (Dank an die Stiftung für die Natur Ravensberg als Eigentümerin), sondern auch Nerven, Zeit und Kraft (Foto: Ausweichbüro unterm Dach). Die NRW-Stiftung unterstützt uns zudem bei den Kosten. Ende des Jahres sind 90% der Arbeiten abgeschlossen. Das Herrenhaus erstrahlt in neuem Glanz!

Etliche große Maßnahmen, die wir im Auftrag des Kreises betreut und organsiert haben, hielten uns auf Trapp. Der älteste Kreuzkrötenstandort im Kreis wurde mächtig umgestaltet, ganz im Sinne der sehr anspruchsvollen Bewohner. In anderen Gebieten wurden Zäune gezogen, Wiesen gemäht, Obstbäume gepflanzt, geschnitten und bei der Verteilaktion über 300 Stück weitergereicht (insgesamt sind es seit 1995 jetzt 7.684 Bäume!).

Mit dem Projekt „Wandern-im-Kreis-Herford“ haben wir intensiv begonnen, nachdem der letzte Förderbescheid vorlag: der Landschaftsverband Westfalen-Lippe unterstützt unser Vorhaben. Ausgehend von 25 neu zu gestaltenden Naturwanderungen „Natur und Kultur“, wird eine Website mit allen Fußwanderungen im Kreisgebiet zusammengestellt – analog zur schon sehr erfolgreichen und bewährten Homepage www.fahr-im-kreis.de für die Freizeitradler.

Zum Thema Biber haben wir im März unsere erste Tagung mit der Naturschutzakademie (NUA) des Landes abgehalten – 80 interessierte Menschen waren aus ganz NRW zu Besuch bei uns in Kirchlengern. Die Fachleute besprachen Ausbreitungstendenzen des großen Nagers und was man tun muss, wenn die ersten Grundstücke unter Wasser stehen. Es war wie eine Prophezeiung: Im Herbst hatten wir innerhalb von wenigen Wochen zu den bekannten drei Stellen fünf (!) neue Standorte und die ersten Ansätze eines Biberdammes. Wir planen mithilfe des Kreises ab 2024 als Station die Funktion der Biberberatung zu übernehmen; ein Treffen mit den Kommunen hat schon stattgefunden und erste Informationen wurden ausgetauscht.

Die Sensation in Federn war ein Brutpaar Rothalstaucher im NSG Enger Bruch, die drei Junge hatten. Das war die erste nachgewiesene Brut dieser Art seit… 83 Jahren! Für NRW! Der dritte von uns verfasste Vogelbericht für den Kreis Herford umfasst auch eine Liste aller seit 70 Jahren im Bruch festgestellten Vogelarten: es sind erstaunliche 196 Arten – bisher.

Foto: Angelika Meister

Bei den Vögeln gab es im Jahr 2023 auch sonst viele positive Überraschungen. Mit den lauten Tauchern waren es insgesamt vier neue Brutvogelarten: überraschend der Gänsesäger mit vier Jungvögeln an der Werre; Schwarzmilan und Schnatterente wurden schon erwartet. Gutes steht neben Schlechtem: Die Kiebitze gehen trotz Bemühungen weiter zurück. Dazu kommen Sorgenkinder wie Feldsperling und Feldlerche, deren Bestände dahinschwinden.

Im NSG Heideholz erfreute uns das Kleine Helmkraut, Erstnachweis für den Kreis Herford. Es braucht einen feuchten Untergrund und profitiert von unseren Freistellungsmaßnahmen sowie der regelmäßigen Mahd der Fläche.

Glück hatten wir doch noch mit dem Start unseres lange geplanten, bundesweiten Fischotter-Schutzprojektes „Otterland“ in Kooperation mit acht Bundesländern und der Deutschen Umwelthilfe. Der Beginn des fünfjährigen Vorhabens verzögert sich zwar erneut – wegen der Haushaltssperre in Berlin – aber in „letzter Sekunde“ kam die Bewilligung noch in diesem Jahr an!

Viel Abwechslung hatten wir in diesem Jahr auch personell: Unsere neue Kollegin Jennifer Heermann ist im Juli Mutter geworden und beglückt uns mit Besuchen gemeinsam mit ihrer süßen kleinen Tochter! Eine große Freude – wir wünschen der jungen Familie weiterhin viel Glück! Als Vertretung konnten wir Zia Paul als Kollegin dazu gewinnen, die auch das Otterprojekt übernehmen wird, neben anderen Projektarbeiten. Carmen Röhr wird auch 2024 weiter unsere (Master-)Werkstudentin sein. Im September haben wir uns einvernehmlich von unserem langjährigen Kollegen Georg Borchard getrennt, so dass wir am Ende des Jahres – wie vor fast genau einem Jahr – erneut ein neues Teammitglied suchen (Stellenanzeige anbei).

Die Öffentlichkeitsarbeit hat uns viel Freude und viel Arbeit verschafft: zwei Tage Kreisgeschichtsfest „bei uns“ in Stift Quernheim, Weidenkreativkurse, NUA-Biber-Tagung, Familienerlebnistag „Jagd und Natur“, Apfeltag, Landerlebnistag, Mobilitätstag, das eigene Programm, wie z.B. dreimal „Notti & Strehli“ zum Braunkehlchen und die Exkursionen in die Betreuungsgebiete der Station… es gab auch hier viel anzupacken!

Unser diesjähriger Betriebsausflug fiel mit der Weihnachtsfeier zusammen und wir haben einen schönen Tag gemeinsam in … Herford verbracht! Rückblickend auf das extrem volle und arbeitsreiche Jahr halten wir unseren Spruch des Jahres 2023 hoch: „Wir schaffen das!

Vorstand, Aufsichtsrat, die Mitgliedschaft und das Team der Biologischen Station Ravensberg im Kreis Herford wünschen von ganzem Herzen eine erholsame Zeit über die Festtage, einen guten Rutsch und viel Erfolg, Glück, Freude und Gesundheit im Jahr 2024!

PDF: Jahresrückblick 2023

PDF: Stellenausschreibung „Umsetzung praktischer Maßnahmen“