Jammertal

Allgemeines zum Gebiet

Das Naturschutzgebiet Jammertal (64,5 ha) liegt im Süden des Kreises Herford direkt an der Grenze zu Bielefeld. Es erstreckt sich mit vielen Quellbächen von Westen nach Osten entlang des Bächleins Holtbeeke.

Das Jammertal ist ein verzweigtes Bachtal in Form eines typischen Sieks mit feuchten Wiesen und steilen Böschungen im ausgeprägten Kastenprofil. Dies ist eine verbreitete Landschaftsform vieler Naturschutzgebiete im Kreis Herford.

Das Jammertal ist ein wichtiger Rückzugsraum für viele seltene und geschützte Tiere- und Pflanzenarten. Seine strukturreichen Lebensräume umfassen trockener Buchenwald, Erlen- Eschenwald und nasse Hochstaudenfluren sowie feuchtes Grünland. Das Gebiet fungiert als wichtiger Wanderkorridor für viele Arten.

Besonderheiten Natur

Viele kleine Artenschutzgewässer bieten wertvolle Lebensräume für Erdkröten, Grasfrösche, Wasserfrösche, Teichmolch und Bergmolche. Von Februar bis Anfang April findet die „Krötenwanderung“ zu den Fortpflanzungsgewässern im Naturschutzgebiet statt. Dafür werden Zäune aufgestellt und die Straße „In der Landwehr“ mitten im Gebiet gesperrt. Ehrenamtliche Amphibienfreunde, „Krötentaxis“, helfen den Tieren und tragen sie über die Straßen. Im Frühsommer kann der „Froschregen“ beobachtet werden. Die kleinen Erdkröten und Grasfrösche beginnen zu Tausenden ihren Landgang in die Wiesen und Wälder. In den nächsten 2-4 Jahren wachsen sie zu geschlechtsreifen Tieren heran und kehren zu „ihrem“ Teich zurück. Denn in dem Teich, aus dem sie sich erfolgreich entwickelt haben, soll auch ihrem Nachwuchs ein erfolgreicher Start ins Leben ermöglicht werden. Allerdings schafft es nur ein geringer Prozentsatz zurück. Die meisten werden gefressen, überfahren, zertreten, landen in Gullys und Kellerschächten. Finden sie nicht genug Insekten als Nahrung, reichen ihre Energiereserven nicht über den Winter.

Eine der letzten verbliebenen Heideflächen im Kreis Herford ist ein weiterer, sehr wichtiger Teil des Jammertals . Bedrohte Heuschrecken wie der Große Heidegrashüpfer, Zauneidechse und Waldeidechse und Pflanzen wie Heidekraut, Englischer Ginster und Haarschwingel leben hier.

Obstwiesen, von der Biologische Station zusammen mit dem Kreis Herford angelegt, sind Lebensstätte vieler lichtliebender Arten: Heuschrecken wie Nachtigall- und Brauner Grashüpfer, Schmetterlinge wie Admiral, Pfauenauge und verschiedenen Bläulingen sowie Kartäusernelke, Margeriten und viele andere Pflanzenarten, sowie Fließgewässer, stehende Artenschutzgewässer, Wälder verschiedener Feuchtgrade, Hecken, Obstwiesen, Heide, Staudenfluren, Wiesen und Weiden bieten einer Vielzahl Insekten Lebensraum und sind damit auch Lebensraum vieler weiterer Arten wie zum Beispiel den Fledermäusen Abendsegler, Fransenfledermaus und Rauhautfledermaus. Millionen Heuschrecken zirpen auf einigen Wiesen und sind damit die Grundlagen des Lebens.

Ziele des Naturschutzes

Um eine stabile Amphibienpopulation und eine artenreiche Stillgewässer- und Fließgewässerlebewelt zu entwickeln, ist es wichtig einerseits weitere Artenschutzteiche anzulegen und Fischteiche in Artenschutzgewässer umzuwandeln, aber auch die Quellbäche und die Holtbeeke in einen naturnahen Zustand zu entwickeln.

Besucher im Jammertal, ob Fußgänger, Hundehalter oder Radfahrer sollen auf den Wegen und kleinen Straßen blieben. Leider ist das Gebiet von vielen illegalen Trampelpfaden durchzogen, die die Schutzbemühungen konterkarieren. Kammmolch und Fischotter sind seltene Bewohner der umliegenden Gewässer. Sicherlich wird der Fischotter auch das Jammertal schon durchstreifen. Diese extrem scheue Art benötigt genauso wie der europaweit geschützte Kammmolch, Vögel wie Uhu und Rotmilan und die Fledermausarten ruhigen vor allem ungestörten Lebensraum.

Tätigkeitsschwerpunkte der Biologischen Station

In und an Artenschutzgewässern werden Rohrkolben und beschattende Gehölze entfernt. Die Bekämpfung des Neophyten „Indisches Springkraut“ gehört zu den wichtigen Maßnahmen für die Entwicklung der Amphibienpopulation.

Die Obstwiesen und Hecken wurden auf Flächen des Kreises Herford 1995/1996 durch die Biologische Station angelegt. Die umgebenden Hecken werden ebenso wie die Obstbäume regelmäßig gepflegt. Dazu gehören der Erhaltungsschnitt der Bäume und die Erneuerung des Verbissschutzes.

Um die Heide und die Obstwiesen als lichtliebendes Biotop optimal zu entwickeln, werden diese durch extensiven Schafrassen nach einem abgestimmten Pflegeplan gepflegt. Aufkommende Gehölze auf der Heide werden regelmäßig gezogen und die Brombeeren und Gehölze am Rand heruntergeschnitten. Um die Heide als Pioniergesellschaft zu erhalten werden neue Bereiche abgeplaggt und mit autochthonem Heideschnittmaterial eingesät.

Die Holtbeeke wird zusammen mit dem Kreis, der Stadt und dem Projekt „Weser-Werre-Else-Gewässerentwicklung“ von Verrohrungen und anderen Wanderhindernissen für die Tiere der Fließgewässer befreit. An zwei Stellen wurden Übergänge mit Trittsteinen und Geländer als Ersatz für Verrohrungen gebaut.

Lage des Gebietes

Weitere Informationen

Fachinformationen Land NRW


Besonderes

mehrere Fahrradrouten führen durch das Gebiet, z.B. die Wittekindsroute und die Engel Route und Route 4 aus unserem Naturradwanderführer „Ackerbau und Viehzucht“ mit Wegpunkten im NSG

eine Informationstafel im NSG informiert die Besucher:

Teiche, Totholz, Trampelpfade


Regeln beim Betreten eines Naturschutzgebiets
  • Bitte bleiben Sie auf den Wegen
  • Hunde sind anzuleinen
  • Müll bitte nicht wegwerfen
  • Kein Feuer machen und nicht grillen
  • Pflanzen nicht entnehmen oder beschädigen
  • Wildlebende Tiere nicht beunruhigen