Der Kreis Herford ist eine von neun Modellregionen

Weil die Menschen den auf Fischfang spezialisierten Räuber aus der Familie der Marder einst als Nahrungskonkurrenten verstanden, rotteten sie ihn systematisch aus. Die Verschlechterung unserer Fließgewässer-Qualität trug ebenso dazu bei. Das führte dazu, dass es in den 1950er Jahren in der Region und weit darüber hinaus kaum Fischotter mehr gab. Vor rund 15 Jahren gab es im Münsterland wieder erste Fischotternachweise – auch dank zahlreicher Renaturierungsmaßnahmen, die unsere Fließgewässer wieder lebensfreundlicher machen. Seit 2015 ist der Fischotter auch bei uns im Kreis Herford wieder aufgetaucht.
Bei unserem Fischotter-Monitoring suchen wir seit 2015 an über 30 ausgewählten Monitoringpunkten gezielt nach Fischotter-Nachweisen. Diese Punkte liegen hauptsächlich an ottergerechten Brücken mit Bermen – also einem Uferstreifen unter der Brücke. Diese ermöglichen dem Fischotter und auch anderen Tieren eine sichere Querung gefährlicher Straßen. Auf den Bermen lassen sich die Hinterlassenschaften, wie Trittsiegel und Kot (Losung) des Otters finden. Den äußerst charakteristischen Kot des Tieres erkennt man an seinem fischigen Geruch und den deutlich zu erkennenden Fischschuppen und -gräten. Seine Trittsiegel weisen, wie für Marder typisch, fünf Zehen auf. Dabei sind die Krallen gut zu erkennen, die Schwimmhäute zeichnen sich hingegen nur selten im Boden ab.


Die Region um den Kreis Herford ist ein wichtiges Bindeglied in der Verbreitungslücke des Fischotters in Mitteleuropa. Im Einzugsbereich von Weser und Ems durchfließen den Kreis zahlreiche kleine Flüsse und Bäche. Die bestehende Population des Fischotters soll hier intensiv gestärkt und ihre Ausbreitung in benachbarte Gebiete unterstützt werden – ebenso der Austausch mit den zum Teil weit entfernt lebenden, noch kleinen Teilpopulationen in NRW.
Projekt

Im BPBV-Projekt „Deutschland wieder Otterland – Die bundesweite Vernetzung von Gewässerlandschaften für den Fischotter“ haben sich acht Projektpartner aus Wissenschaft und Naturschutz zusammengeschlossen, um die Wiederausbreitung des Fischotters (Lutra lutra) in Deutschland in südwestlicher Richtung zu begleiten. Das Projekt zielt darauf ab, durch die Wiedervernetzung von Gewässerlandschaften den Erhaltungszustand der Population zu verbessern. In den neun Modellregionen sollen konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Habitatqualität und -konnektivität sowie zur regionalen Reduktion von Gefährdungen und Konflikten identifiziert und umgesetzt werden.
Der Fischotter im Kreis Herford
Neben der langjährigen Erfahrung im Fischotter-Monitoring, profitiert die Biologische Station Ravensberg von einer guten Vernetzung mit allen Biostationen in NRW. Eine enge Kooperation mit dem lokalen, praxisorientierten „Gewässerentwicklungsprojekt Weser-Werre-Else“ (WWE) ermöglicht eine enge Verzahnung von Maßnahmen an Gewässern mit dem Fischotterschutz. Die geografische Lage der Modellregion ermöglicht zudem eine grenzübergreifende Zusammenarbeit mit dem Projektpartner aus Niedersachsen.
Maßnahmenumsetzung
Die Beseitigung der Konfliktpunkte reduziert das Gefahrenrisiko für einzelne Individuen und erhöht die Überlebensrate der Population:
- Identifikation von weiteren Gefahrensituationen und Konfliktpunkten
- Zusammenarbeit mit Kommunalverwaltungen und Verantwortlichen
- Beseitigung oder Entschärfung der Hindernisse
- ergänzende Biotopgestaltungsmaßnahmen
Die Einrichtung der Schutzzonen sorgt für die Stabilisierung und Ausbreitung der Population:
- Einrichtung spezieller Schutzzonen
- Schaffung zusätzlicher Lebensräume an Gewässeraltarmen und anderen Stillgewässern in den Gewässerauen
- Fortführung Monitoring, insbesondere der entstandenen Bereiche
- Maßnahmen an Gewässerrandstreifen: zum Beispiel Einschränkung von Mahd der Uferböschung sowie Anpflanzung standortgerechter Sträucher und Bäume
Weitere Informationen zum Projekt
Mehr Informationen zu „Deutschland wieder Otterland“ sowie über die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die weiteren Projektpartner finden sich hier:
Zuständige Mitarbeiterin
Frau Zia Paul
paul@bshf.de
05223-78250
Durchwahl:
05223 – 78393
Förderung
Gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt (BPBV)
durch das Bundesamt für Naturschutz
mit Mitteln des