Aktuelles

Mittwoch - 25.01.2023

Bioblitz 2022 im Kreis Herford – ein Rückblick

Das Ende des Jahres 2022 bedeutet auch das Ende des ersten bundesweiten „Bioblitz“. Während 2021 lediglich einige Städte bzw. Kreise um die längste Artenliste wetteiferten, waren im Jahr 2022 im ganzen Bundesgebiet über 400 Gebietskörperschaften am Wettbewerb beteiligt. Und es ging hoch her: Die vordersten Plätze des Podiums waren heiß umkämpft und es wurden phänomenale Artenlisten zusammengetragen!

Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster hatte zum bundesweiten Bioblitz aufgerufen und alle – sowohl Personen ohne als auch mit Vorwissen – konnten mitmachen. Das Ziel war es, in einem bestimmten Kreis oder einer kreisfreien Stadt im Laufe des Jahres so viele Tier- und Pflanzenarten wie möglich nachzuweisen.

Alle Informationen konnten einfach per Smartphone-Kamera und App eingesammelt und gespeichert werden. Praktischerweise hilft die kostenfreie App ObsIdentify direkt bei der Bestimmung (www.observation.org). Die künstliche Intelligenz der App erkennt unzählige heimische Arten anhand der Fotos – Pilze, Pflanzen, Schmetterlinge, Wanzen, Libellen und viele andere mehr. Die gemeldeten Daten werden durch Fachleute überprüft, sodass ein wertvoller Datensatz entsteht, der wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und dem Naturschutz zur Verfügung gestellt wird.

Im gesamten Jahr 2022 sind beeindruckende Zahlen zusammengekommen. Insgesamt haben mehr als 20.000 Melder:innen in ganz Deutschland mehr als zwei Millionen Beobachtungen gemeldet! Der Kreis Herford war phasenweise sogar bundesweit auf Platz 1 der Rangliste und steht am Ende des Wettbewerbs sogar auf dem Treppchen! Die letzten Wochen des Wettbewerbs waren von einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Aachen geprägt. Letztendlich konnten insgesamt im Kreis Herford sagenhafte 3.575 Arten nachgewiesen werden!

Ein großer Dank geht an alle 281 engagierten Naturbegeisterten, die im Kreis Herford über 30.000 Meldungen veröffentlicht haben und zu dieser beeindruckenden Artenliste beigetragen haben.

Unter den vielen gemeldeten Arten verstecken sich einige Besonderheiten, die im Rahmen des Bioblitzes im Kreis Herford entdeckt wurden. Dazu zählt die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana), die im letzten Jahr auch in einigen Medien für Aufmerksamkeit sorgte. Die Auswirkungen des Klimawandels sorgen bei einigen Arten für Arealverschiebungen. So konnte sich die ursprünglich vor allem im Mittelmeerraum beheimatete Spinne durch die globale Erwärmung auch in Deutschland ausbreiten. Die Meldungen auf observation.org zeigen diese Entwicklung recht deutlich (siehe Karten 2016-2022). Der erste Nachweis für diese Art im Kreis Herford gelang am 16. März und gehört damit zu den nördlichsten Nachweisen der Spinne im Jahr 2022.

Eine weitere Sensation war der Nachweis des Krähenfuß-Wegerichs (Plantago coronopus). Eine unscheinbare, kleine Pflanze, deren Schwerpunkt der Verbreitung hauptsächlich in Küstennähe liegt. Dort ist sie häufig auf Salzwiesen oder an ähnlich salzigen Standorten zu finden. Deutlich seltener ist die Art im Binnenland zu entdecken. Erst 2019 gelang der erste Nachweis für den Kreis Herford. Im Rahmen des BioBlitzes konnte die Art nun erneut entdeckt werden!

Kurz vor Ende des Wettbewerbs gelang noch ein brillanter Erstnachweis für den Kreis Herford: der Blaue Rindenpilz (Terana caerulea). Er ist durch seine violett- bis fast dunkelblaue Farbgebung zwar auffällig, gilt in Deutschland aber als äußerst selten. Da er zu den Saprobionten, also zu den Holzzersetzern, zählt, benötigt er große Ansammlungen von Totholz, die in den modernen Wirtschaftswäldern leider oftmals selten geworden sind. Insgesamt gab es von dieser Art nur fünf Nachweise im letzten Jahr in ganz Nordrhein-Westfalen und einen davon im Kreis Herford!

Und: Nach dem Bioblitz ist vor dem Bioblitz – Anfang des Jahres 2023 haben sich in kurzer Zeit bereits wieder viele Melder:innen auf den Weg gemacht und die App wird weiter rege eingesetzt.

Bioblitz 2022 Highlights Kreis Herford: pdf-Datei (1 MB)